Preise auf den Energiemarkt stellen den erfolgreichen Start der Schweizer Wasserstoff-Initiative vor grosse Herausforderungen

Ein Beitrag von Jörg Ackermann, Präsident Förderverein H2 Mobilität Schweiz

Weder Politik noch Wirtschaft und Industrie zweifeln daran, dass Wasserstoff beim Klimaschutz eine wichtige Funktion einnimmt. Der saubere Energieträger bietet eine der besten Möglichkeiten, nachhaltig produzierten Strom zu speichern. Damit verbindet sich die Chance, die Elektromobilität von der Quelle bis zum Rad zu dekarbonisieren.

Erfolgreicher Start

Dass dies funktioniert, beweisen in der Schweiz 47 schwere Nutzfahrzeuge, die in weniger als zwei Jahren über 4 Millionen Kilometer gefahren sind und heute täglich mehr als 11’000 km zurücklegen. Das ist auch den europäischen Nachbarn nicht entgangen. So nehmen Unternehmen in Deutschland in diesen Tagen die ersten serienmässigen Wasserstoff-Lkws von Hyundai in Empfang – allerdings mit staatlicher Unterstützung.

Mit der Konstanz und Zuverlässigkeit der Wasserstoff-Lkw auf den Schweizer Strassen steigen die Anforderungen an die Redundanz, bzw. an die Verfügbarkeit von Wasserstoff, an den Ausbau des Tankstellennetz und an die Preisentwicklung des Wasserstoffs, nicht zuletzt vor dem Hintergrund zusätzlicher Wasserstofffahrzeuge.

Erhöhung der Produktion

In der Schweiz arbeiten sowohl die Produktionsstätte von Hydrospider in Niedergösgen wie auch das Gemeinschaftsunternehmen der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) und der Osterwalder St. Gallen Holding AG intensiv am Ausbau des Produktionsvolumens. So dürfte die neue Produktionsstätte in Kubel bei St. Gallen noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen, während weitere Projekte von verschiedenen Unternehmen und Organisationen in Vorbereitung sind. Hier sollten vor allem regulatorische Hürden abgebaut und die Freigaben von Bauprojekte beschleunigt werden.

Redundanz der H2-Tankstellen

In der Schweiz bieten zurzeit elf öffentlich zugängliche Tankstellen Wasserstoff an. In einer nächsten Phase wird an strategisch zentralen Standorten mehr Redundanz geschaffen, um die Versorgungssicherheit für die Transporteure und Logistikunternehmen zu erhöhen. Als nächste Eröffnungen – voraussichtlich in diesem Jahr – stehen die Standorte Chur (GR), Schötz (LU), Grauholz (BE) und Puidoux (VD) bevor.

Neue Anbieter von schweren und leichten Nutzfahrzeugen

Während BMW für 2025 eine Serienproduktion bei den Pkw’s ankündet und damit das Angebot von Hyundai und Toyota als erster deutscher Hersteller ergänzt, laufen bei verschiedenen Herstellern wie Opel und Renault die Vorbereitungen, um leichte Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff-Elektronantrieb anzubieten. Parallel dazu bereitet Hyundai Hydrogen Mobility die Lieferungen der nächsten schweren Nutzfahrzeuge mit verschiedenen Weiterentwicklungen auch für die Schweiz vor.

Entwicklungen am Energiemarkt stellen Initiative vor grosse Herausforderungen

Was als privatwirtschaftliche Initiative gestartet und umgesetzt wurde, erfordert in der nächsten Phase der Skalierung eine neue Grundlage für die Preisgestaltung des Wasserstoffs. In der Startphase wurde dieser am Benzinpreis indexiert – was ein wichtiges ökonomisches Argument war, um Logistikfirmen zu überzeugen und die Wasserstoff-Lkw täglich einzusetzen. Diese gute Planbarkeit war und ist erforderlich, um das Henne-Ei-Problem dieser umweltfreundlichen Form der Elektromobilität zu lösen. Dem laufen zurzeit die aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt entgegen.

Der Grund: Die lokale und kostendeckende Herstellung von grünem Wasserstoff via Elektrolyse erfordert nachhaltig produzierten Strom zu Preisen wie wir sie vor der jetzigen Preiserhöhung kannten. Diese haben sich in den vergangenen Monaten aus mehreren Gründen verzehnfacht, mit einer Tendenz, im kommenden Winter weiter zu steigen. Direkt daran gekoppelt sind zurzeit die Kosten für die Wasserstoffproduktion, was zu entsprechend überhöhten Schwankungen beim Wasserstoffpreis führt und letzten Endes auch die Transportkosten direkt beeinflusst. Eine der grössten Herausforderungen der Wasserstoffmobilität liegt jetzt darin, eine verlässliche Grundlage für die Kalkulation des Wasserstoffpreises zu schaffen – immer im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des gesamten H2-Ökokreislaufs.

Netto Null fordert rasches Handeln

Alle Anstrengungen, das erfolgreiche H2 Ökosystem in der Schweiz weiter auszubauen, laufen zurzeit in die richtige Richtung. Wie wichtig dieses für die Schweiz selbst und auch als Anstoss für die globalen Hersteller ist, zeigen aktuelle Studien zu den Netto-Null-Zielen – mit einem klaren Szenario: ohne grünen Wasserstoff werden diese weder kurz- noch langfristig erreichbar sein.

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